Erfurter Stolpersteine
Auf Grundlage von Initiativen aus der Zivilgesellschaft beschloss der Erfurter Stadtrat im September 2023 die Verlegung von Stolpersteinen als weitere Form des öffentlichen Gedenkens zu ermöglichen.
Damit schließt die Stolperstein-Verlegung an das Engagement des „Arbeitskreises Erfurter GeDenken 1933-1945“ an, auf dessen Betreiben hin von 2009 bis 2013 neun DenkNadeln aufgestellt wurden. Die DenkNadeln erinnern an die Deportation und Ermordung jüdischer Mitbürger:innen in der Shoa.
Die Stadt Erfurt unterstützt und begleitet diese beiden Formen des dezentralen Gedenkens, setzt dabei aber stark auf zivilgesellschaftliche Beteiligung – sowohl hinsichtlich der bestehenden DenkNadeln als auch im Hinblick auf die künftige Verlegung von Stolpersteinen.
Infolgedessen wurde diese Arbeitsgemeinschaft gegründet. Sie besteht aus engagierten Bürger:innen, die sich für die Erforschung von Biografien, die Organisation von Stolpersteinverlegungen und die langfristige Pflege der Stolpersteine einsetzen.
Was sind Stolpersteine?
Stolpersteine sind in den Boden eingelassene Gedenktafeln aus Messing. Sie werden in der Regel vor dem letzten frei gewählten Wohnort von Menschen verlegt, die Opfer der NS-Diktatur wurden.
Der Künstler Gunter Demnig initiierte dieses Projekt 1992 in Köln und bis heute gibt es über 115.000 Stolpersteine in fast ganz Europa (Stand 02/2025). Das Projekt Stolpersteine ist inzwischen zum größten dezentralen KunstDenkmal der Welt herangewachsen.
Jeder Stolperstein erinnert an das individuelle Schicksal eines Opfers. Zu den Opfergruppen zählen Menschen, die vom NS-Regime aufgrund ihrer tatsächlichen oder zugeschriebenen Religionszugehörigkeit, Herkunft, Lebensweise oder politischen Überzeugung ausgegrenzt und verfolgt wurden.
Erfurts erster Stolperstein – ein Zeichen des Erinnerns und des Engagements
Der jüdische Kaufmann Karl Klaar, geboren am 10. Juli 1890, betrieb in der Trommsdorffstraße 5 gemeinsam mit einem Partner die „Erfurter Tapisserie-Manufaktur Klaar und Schloß“. Ab 1930 war er mehrfach in Krankenhäusern und sogenannten Heilanstalten in Behandlung und wurde am 28. November 1940 im Rahmen der „Euthanasie“-Programme in der NS-Tötungsanstalt Bernburg (Saale) ermordet.
Am 31. Mai 2024 wurde in der Trommsdorffstraße 5 der erste Stolperstein in Erfurt verlegt – in Gedenken an Karl Klaar, der vor über 80 Jahren von den Nationalsozialisten zunächst entrechtet und später ermordet wurde. Seine Familie wusste lange wenig über sein Schicksal. Die Verlegung des Stolpersteins hilft, eine Lücke im Gedenken zu schließen.
Mitmachen und Erinnern lebendig halten
Die AG-Stolpersteine Erfurt lädt alle Interessierten ein, sich zu beteiligen – sei es bei der historischen Recherche, der Organisation neuer Verlegungen oder der Pflege bereits verlegter Steine. Interessierte sind herzlich zu unseren monatlichen Treffen eingeladen und können sich bei Fragen oder dem Wunsch nach weiteren Informationen per E-Mail an die AG zu wenden.
Gerne möchten wir Sie dazu ermuntern, Biografien von NS-Verfolgten zu recherchieren, mit welchen Sie sich in Ihrer Institution, Ihrem Verein, Ihrem Wohnumfeld oder Alltagsleben verbunden fühlen und derer Sie gedenken möchten.
Gemeinsam halten wir die Erinnerung wach und setzen ein Zeichen gegen das Vergessen!
Spenden und Kontakt
Stolpersteine werden ausschließlich über Spenden finanziert. Die Herstellung eines Steines kostet ca. 120 €. Wenn Sie die Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen möchten oder die Tätigkeit der AG-Stolpersteine Erfurt unterstützen möchten, können Sie dies in Form einer Spende an die BürgerStiftung Erfurt (IBAN: DE 20 8205 1000 0600 0021 01 | Verwendungszweck „AG-Stolpersteine Erfurt“) tun.